Wochenend-Abenteuer

Packrafting auf der Diemel

flottes wasserwandern Von Warburg nach Bad Karlshafen

Schöner Frühlingsabend auf dem Zeltplatz in Trendelburg.

Wo sich die für Paddler bekanntesten Flüsse Mitteldeutschlands, die Werra und die Fulda zur Weser vereinen, “versteckt” sich noch ein weiteres Flüsschen – die Diemel. Aus den Ausläufern des Rothaargebirges fließt die Diemel zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen mit schneller Strömung als erster Zufluss in die Weser. Die zweitägige Tour ab Warburg im Unterlauf der Diemel bietet alle – für Kajak, Kanadier und Packraft echten Paddelspaß. Die Diemel trägt die Boote zügig durch bergige Landschaften, dichtes Blätterdach, passiert hübsche Örtchen voller Fachwerkhäuser und entdeckt imposante mittelalterliche Burgen. Sehr gute Übernachtungsmöglichkeiten gibt es noch dazu. Dafür kann es in den Sommermonaten auch mal etwas voller werden.

Inhaltsverzeichnis

 

Länge

Tag 1: Warburg – Trendelburg 28,8 km / 3,5 – 4 h
Tag 2: Trendelburg – Beverungen 25,4 km / 3,5 – 4h (bis Bad Karlshafen: 17 km / 2,5 – 3 h)

Charakter

Einfache Paddeltour mit hoher Abwechslung in Strömung und Landschaft.

Schwierigkeit

Einfache Tour. Einige Wehre sind v.A. für schwere Boote schwierig und lang zu umtragen. Ein Bootswagen wäre zu empfehlen. Wenige Hindernisse in Form von Bäumen.

Übernachten

Hofgut Stammen, Campingplatz Trendelburg, Campingplatz Bad Karlshafen Campingplatz am Bootshaus Beverungen

An- und Abreise

Warburg, Trendelburg, Bad Karlshafen und Beverungen sind per stündlichem Regionalzug, teils mit Umstieg gut verbunden. Vom Bahnhof zum Fluss sind es wenige Minuten zu laufen (siehe Kartenansicht)

Weiter Paddeln

Auf der Weser nach Beverungen (+8km) und dann weitere Tagesetappen durchs Weserbergland nach Hann. Münden.

Achtung

Bootsfahrer sind kontingentiert und müssen per Mail angemeldet werden am Campingplatz Trendelburg oder am Hofgut Stammen. Befahrung erst ab 15.04. erlaubt.

Voraussetzung für eine Befahrung ist ein Pegelstand in Helmarshausen von 173 cm. Beliebtes Paddelrevier – v.A. an Wochenenden im Sommer!
Tag 1 – Warburg nach Trendelburg​

Vom Kanuclub Warburg nach Haueda

Los geht die Tour in Warburg mit seinen historischen Stein- und Fachwerkbauten. Allerdings ist das Areal am Bahnhof und der Weg hinunter zum Kanuverein nicht der einladenste Teil der Stadt. Aufbau und Einsetzen geht dafür hervorragend und so geht es schnell aufs Wasser. Wir sind am Osterwochenende da und damit so gut wie allein auf dem Flüsschen.
Das erste Teilstück hat bereits eine gute Strömung und man verlässt schnell das Warburger Gebiet und es wird offen und ländlich. Es folgen einige Wehre, die alle nicht beschildert sind. Sie sind aber gut sichtbar, kündigen sich laut an und gefährlich wird es nicht, da es hier keinen starken Sog gibt. Nach 3,5 km und ca. 35 min erreichen wir die Warburger Brauerei.
Kurz vor der Brauerei befindet sich das erste Wehr – Wehr Kuhlemühle. Direkt kurz vor dem Wehr rechts kann man bequem anlanden und muss nur gut 50 m umtragen. In den Brauerei eigenen Biergarten kann man einkehren, allerdings gibt es dafür keine ideale Ausstiegsstelle – aber wer will, der findet einen Weg.

Perfekter Einstieg zum Wasserwandern ab Warburg
Ausstieg Wehr Kuhlemühle mit der Warburger Brauerei im Hintergrund
Einsetzen leicht gemacht direkt hinter dem Wehr Kuhlemühle.

Es wird auch weiter nicht langweilig – Strömung und Landschaft bleiben spannend und schon 20 Minuten nach dem ersten Wehr erreicht man Wehr Diemelmühle. Auf der linken Seite des Wehrs versperrt eine niedrige Brücke den Weg über den Fluss. Auf der rechten Seite, kurz vor der Wehrstufe, gehen wir aus dem Wasser und tragen etwa 150 m über eine Wiese um. Die Ausstiegsstelle ist nicht gut erkennbar, der Trampelpfad danach aber schon. Grundsätzlich ist Wehr Diemelmühlen ein Schrägwehr, für geübte Paddler befahrbar und auch mit einem Packraft ohne Gepäck zum Rutschen geeignet. Allerdings befindet sich kurz hinter dem Wehr eine weitere steinige Gefällestufe. Wir entscheiden uns, erst danach wieder einzusetzen.

Umtragen an der Diemelmühle geht mit dem Packraft sehr gut.
Bequeme Einsetzstelle hinter der Diemelmühle auf dem Weg nach Haueda

Von Haueda nach Eberschütz

Kurz nach dem 2. Wehr wird es noch etwas spritziger und spaßiger. Eine große Eisenbahnbrücke wird passiert und es folgt ein kurviger Abschnitt der Diemel mit einigen Stromschnellen. Es geht durchs enge Blätterdach wieder hinaus in offenes Gelände mit Blick auf das umliegende Bergland. Blickt man zurück sieht man Burg Desenberg.
Nach weiteren 10 km erreichen wir das 3. Wehr in Haueda. Links kurz vorm Wehr gibt es wieder eine abgeflachte Wiese mit einfachen Ausstieg. Es wird ca. 300 m umgetragen. Kurz nach Einsetzen des Bootes hinter dem Wehr in Haueda paddelt man an einem schön angelegten Kanubootsanlegersteg vorbei. Bei schönem Wetter bietet sich eine Pause mit Blick auf die Burg oder ein Abstecher in die nahegelegene St. Alberts Distillery an.
Beim Paddeln auf der Diemel müssen einige Wehre umtragen werden, aber das stört gar nicht und so folgt auch gleich ein weiteres Wehr in Liebenau. Kurz vor Wehr teilt sich der Wasserweg auf und ein Schild verweist nach links zur Umtragestelle.
Vorbei an schwimmenden Holzbalken am Ende des Kanals wartet auf der rechten Seite ein Holzsteg zum Umtragen.

Ausstiegsstelle Haueda
Einsatzstelle Haueda – bei Lust und Laune lockt die nahegelegene Distillery
Holzsteg zum Umtragen in Liebenau

Kurz nach Wehr Liebenau befindet sich links wieder eine Kanuanlegestelle mit Karte und Pausenplätzen. Eine Pause bietet sich durchaus an, denn ab hier ist die halbe Tagesetappe geschafft. Es folgen etwa 30 wehrlose Minuten, bevor sich das Wehr Eberschütz ankündigt. Auf der rechten Seite vor dem Wehr befindet sich eine Holztreppe mit Steg.

Von Eberschütz nach Trendelburg

Nach schönem kurvigen und strömungsreichen Paddeln kommt man in den hübschen Ort Sielen. Auf der linken Seite liegen schöne Fachwerkhäuser und weiter vorn hört man erneut ein Wehr. An diesem fährt man rechts vorbei und kommt zu einer kleiner Eisentreppe. Nun geht es zu Fuß am Sportplatz vorbei bis nach vorn zur Straße, biegt links über die Brücke ab und biegt danach direkt rechts wieder zum Wasser ein. Mit Bootswagen geht das Umtragen hier auch für Kanus und Kajaks sehr gut – der Weg ist zum Tragen ist aber recht lang.

Nun folgt die Schlussetappe von Tag 1. Etwas weniger kurvig und mit weniger Strömung geht es nach Trendelburg. Am Hofgut Stammen kann man den Tag auch schon beenden. Es gibt eine schöne Zeltwiese sowie einen Biergarten aber auch feste Übernachtungsmöglichkeiten. Wir fahren noch die 10 Minuten weiter zum Campingplatz Trendelburg.

Mit dem Packraft in Richtung Umtragestelle am Wehr Sielen
Ausstieg am Campingplatz direkt neben dem Wehr Trendelburg.
Das mittelalterliche Trendelburg ist der perfekte Ort für eine Pause vom Wasserwandern. Ein Spaziergang hoch zur Burg bietet sich an.

Das Wehr lässt man rechts vorbeiziehen und paddelt in den linken Seitenarm. Dort kann man dann rechts aussteigen und steht direkt am schönsten Zeltplatz in Trendelburg mit Blick auf das Wehr und nach oben zum imposanten Turm der Trendelburg.

Tag 2 - Trendelburg nach Bad Karlshafen und Beverungen

Von Trendelburg nach Wülmersen

Am Morgen bietet sich ein Spaziergang durch Trendelburg an. Den Turm kann man für 4,50 Euro besteigen, wenn man sich an der Rezeption des sehr schönen, aber teuren Hotels meldet. Man sollte sich nicht von den zahlreichen Schildern verunsichern lassen, die darauf hinweisen, dass nur Gäste Zutritt zum Gelände haben. Dann geht es vom Zeltplatz unterhalb des Wehres direkt wieder in die Diemel. Der Einstieg ist etwas herausfordernd, da die Strömung stark ist und Hindernisse im Fluss sind. Eine wirklich komfortable Ein- und Ausstiegsstelle gibt es weiter flussabwärts auf der rechten Seite an der Brücke der Bundesstraße.

Frühstück am Campingplatz Trendelburg
Der Traum des Wasserwanderes – zügige Strömung beim Paddeln zwischen Trendelburg und Wülmersen

Das erste Stück hinter Trendelburg in Richtung Wülmersen ist dann richtig spaßig. Es gibt ordentliche Strömung, schöne, enge Kurven und die Vegetation reicht wild und weit in Richtung Flussmitte. Man kann dennoch einfach und bequem hindurch paddeln und genießt den zügigen und actionreichen Abschnitt über fast 4 km. Nach Tageskilometer 5 kommt dann das erste Wehr des Tages am Wasserschloss Wülmersen. Die Strömung nimmt bis zum Erreichen des Wehres auch merklich ab. Das Schloss selbst ist vom Fluss aus gut zu sehen, vom Ausstieg am Wehr leider kaum. Vor dem Wehr ist links eine Holztreppe. Direkt hinter dem Wehr geht eine weitere Treppe wieder nach unten zur Diemel.

Von Wülmersen nach Bad Karlshafen

Hinter dem Wehr wird die Diemel für 4 km etwas breiter und strömungsärmer. In Helmarshausen folgt ein weiteres Wehr, bei welchem sowohl rechts als auch links eine mögliche Ausstiegsstelle ist. Links ein schmaler Holzsteg, bei welchem der Einstieg in den Fluss allerdings nicht so einfach und weiter ist – mit Faltboot aber machbar. Rechts eine abgeflachte Wiese, mit kürzerer Umtragung.

In Richtung Bad Karlshafen weiter folgen 4 kleine, ungefährliche Gefällestufen zum durchpaddeln und es gibt endlich wieder mehr Strömung! Dann wird es urbaner und man biegt rechts in den Kegelsgraben ab, während die Diemel links Richtung Wehr nach unten geht. Es ist alles sehr gut ausgeschildert. Man paddelt bis zum Ende des Kanals und steigt vor der Brücke links aus und geht über die kleine Insel bis zu einer Treppe hinunter zur Diemel. Nun trägt uns die Diemel noch wenige 100 Meter bevor wir mit ihr in die Weser gespült werden.

Am Ausstieg vor dem Wehr Helmarshausen bietet sich ein Päuschen mit schönem Blick an.
Am Campingplatz Bad Karlshafen am Weserstrand landet man mitten im “Wohnwagendorf” an. Eine kleine Zeltwiese gibt es in der Hauptsaison ebenfalls.
Größere Ausflugsboote der Oberweser Dampfschifffahrtsgesellschaft sind gemächlich und ohne große Wellen auf der Weser unterwegs. Dafür wird einem immer gewunken.

Bad Karlshafen ist eine größere Kurstadt mit vielen Restaurants und Cafés und gut auf Touristen und Camper eingestellt. Besichtigen kann man ein Gradierwerk und es gibt eine große Therme. Wer sich nach einem langen Paddeltag noch eine Herausforderung zu Fuß sucht, sollte zum Weser-Skywalk. Das ist eine Aussichtsplattform über den Klippen mit einem traumhaften Blick auf die Weser.

Im April hat Bad Karlshafen leider noch keine schöne Zeltwiese. Wir hatten noch etwas Kraft in den Armen und einen sehr schönen Campingplatz als lohnenswertes Ziel und so geht es auf die wesentlich breitere Weser mit flotter Strömung, vorbei an vielen weiteren Wohnmobilen, in Richtung Norden.

Optionale Erweiterung auf der Weser bis Beverungen

Besonders die Oberweser ab Hann. Münden ist beliebt bei Kanuten und Wasserwanderern. Es geht mit guter Strömung durch die norddeutsche Tiefebene und das Weserbergland. Natürlich ist die Weser viel breiter und weniger natürlich und abenteuerlich als die Diemel. Darauf müssen wir uns kurz einstellen. Die Infrastruktur ist dafür richtig gut und die Landschaft abseits der Strecke auch sehr beeindruckend.

Am Flussufer wird es wieder hügeliger und wir passieren den Skywalk an den Hannoverschen Klippen – 75m über uns. Wir sind direkt am Dreiländereck Hessen – Niedersachsen – Nordrhein-Westfalen. Wir kreuzen eine Gierfähre und nach einer weiteren Biegung folgt Würgassen und das zugehörige, mittlerweile abgeschaltete Kernkraftwerk Würgassen mit seinen Kühltürmen und riesigen Stromleitungen. Bis 1994 war es noch aktiv, 2014 wurde es auch innen abgebaut und nun dient es noch als Zwischenlager für Atommüll.

Der Weser-Skywalk in 75 m Höhe über der Flusskante
Der Bootsanleger am “Camping am Bootshaus” kurz vor Beverungen
Eine große Zeltwiese für viele Wasserwanderer erwartet einen am Bootshaus
 

Kurz darauf erreichen wir auf der linken Seite “Camping am Bootshaus”. Wir werden von einer Schafherde begrüßt. Lage und Ausstattung lassen keine Wünsche offen. Es gibt sehr schöne Zelt-Stellplätze direkt am Wasser und gute Sanitäranlagen. Das Restaurant, von holländischen Besitzern geführt, ist gemütlich, lecker und hat eine schöne Terrasse mit Weserblick.

1,5 km weiter folgt Beverungen – ein sehr hübscher Ort mit vielen Fachwerkhäusern, einer hübschen Burg und einem etwas außerhalb liegenden Bahnhof für die Verbindung zurück zum Startpunkt.

Die Schafherde begrüßt die Paddler auf der Weser
Morgenidylle auf dem Zeltplatz an der Weser
Burg Beverungen – ein schöner Zielort der zum Bleiben einlädt

Kartenansicht